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Yellowstone Reisebericht


von Jana Silver, Fotos: Julius Silver



Die schmale Bergstraße windet sich in unzähligen Kurven, gesäumt von farbenprächtigen Bergwiesen. Die Sonne scheint prallend heiß gegen die Windschutzscheibe unseres Mietwagens, was wir allerdings nicht zu spüren bekommen, die Klimaanlage funktioniert tadellos. Ein Bild wie aus einem Bilderbuch, geschrieben an einem zauberhaften glühend heißen Sommertag. Nur noch ein paar Kurven bis zum höchsten Punkt des Bergpasses. "Eigentlich hätte ich den Yellowstone gerne bei Schnee fotografiert" meldet sich zum Wort mein Mann mit einem Seufzer. "Kann ich ja zaubern?" gebe ich zur Antwort und versuche mir vorzustellen, wie wohl diese Berglandschaft schneebedeckt aussehen würde. Hinter dem Bergpaß geschieht plötzlich das Wundersame: Eine ungewöhnliche, bedrohlich pechschwarze Wolke hängt über der Bergkette und kündigt nichts Gutes an. Wir kommen immer näher und schon fallen die ersten Regentropfen, die sich im Nu in eine krystallische Masse verwandeln, die Schneeflocken, versteht man, die in immer dichterer Masse auf uns vom Himmel herunterprasseln. So einfach aus dem heiterem Himmel und das noch mitten im Juni, eine schöne Angelegenheit. (3 Fotos unten) Von Blumenwiesen plötzlich keine Spur mehr, statt- dessen überall rundherum eine weiße kompakte Schneedecke, die immer höher wird. Unseren Sommerreifen machen diese Umstände zu schaffen, bergab gleiten wir teilweise wie auf den Schlitten. Ob diese Fahrt jemals ein Ende nimmt? (und ob ein Gutes?) Nach etwa einer Stunde schaffen wir es zum Osteingang des Yellowstone Nationalparks. Doch zu unserer Überraschung versperrt uns den Weg eine Rampe mit einer unmißverständlich klaren Aussage: "Road closed". Auf den Gesichtern unserer Mitleidenschafts- genossen, die wir hier antreffen, zeichnet sich eine gewisse Ratlosigkeit und wir schließen uns letztendlich an, als uns eine Parkrangerin klipp und klar mitteilt, hier geht's nicht mehr weiter.

Yellowstone National Park, Photo Nr.: y086 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y087 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y088

Ein halbes Meter Neuschnee, das nicht von der Bergstraße weggeräumt werden kann, also zumindest nicht in den nächsten Stunden. "Aber zum Glück" teilt sie mit, "ist der Nord- und Westeingang des Parks noch offen." Na so ein Glück. "In fünf-sechs Stunden werdet ihr das schaffen", sagt sie ermunternd. "Achtet bitte aber darauf, dass die Straße von Norris bis Madison ab 9 Uhr abends wegen Renovierungsarbeiten gesperrt ist". Ein kurzer Blick in die Karte sagt uns, dass sich die Straße im Park befindet und wir das nicht schaffen können. In Angesicht der Tatsache, dass es bereits halb Fünf am Nachmittag ist, beruhigt uns das unheimlich. Schnelle Rechnung ergibt über 500 Kilometer Umfahrung. Der Weg zum Westeingang gestaltet sich äußerst schwierig, um nicht zu sagen, recht dramatisch. Es heißt wieder einige verschneite Bergpässe mit Sommerreifen zu überwinden, die ich nach ein Paar Stunden aufhöre zu zählen. Die Schneedecke wird immer höher, das Schneetreiben immer dichter und irgendwann einmal wird es auch immer dunkler. An manchen Straßenabschnitten sind wir uns gar nicht mehr so sicher, ob wir noch die richtige Richtung beibehalten, irgendwo dort weit weg in völliger Dunkelheit und Abgeschiedenheit, am Ende der Welt. Aber kurz nach Mitternacht gelingt uns Unglaubliches, wir sehen in Weite einige Lichter mitten in dieser hoffnungslosen Dunkelheit und wir sind uns sicher: Es ist West Yellowstone! Als wir endlich unser kleines Motel finden, herrscht natürlich schon überall die Sperrstunde, alles von groß bis klein schläft bereits friedlich. Bei der Rezeptionshütte finden wir versperrte Tür vor, mit einem Schild mit klarer Aussage: "closed". Doch neben der Klingel pickt etwas an der Wand, mit einem Klebeband befestigt, ein Zettel mit unserem Namen und Zimmerschlüssel. Ist das wahr? Unsere Hoffnung auf ein warmes Bettchen kriegt wieder eine deutlichere Gestalt. Es erübrigt sich wahrscheinlich zu erwähnen, daß wir nach allen diesen Strapazen augenblicklich wie tot ins Bett fallen.

Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y092 Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y093 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y044
Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y014 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y045 Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y030
Yellowstone National Park, Clepsydra Geyser, Photo Nr.: y017 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y097 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y098

Der kommende Morgen gestaltet sich nahezu idyllisch. Vom Schneesturm keine Spur mehr, eine märchenhaft verschneite Winterlandschaft (und das mitten im Juni!) hat er zurückgelassen und damit eine Hoffnung auf tolle Winteraufnahmen von Yellowstone. Es ist geradezu sagenhaft, wie manche Träume in Erfüllung kommen. Die Straße schlängelt sich entlang des Yellowstone River, der zu dieser Zeit noch in eine Dampfwolke gehüllt ist: Das warme Wasser, das den heißen Quellen entspringt, kollidiert hier mit der frostig abgekühlten Luft und sorgt dadurch für dieses faszinierende Schauspiel der Natur. Wir halten an und machen eine Wanderung über die Wiesen am Ufer des Yellowstone Rivers. Wir genießen diese wettermäßig echte Winteridylle, korrekterweise müsste es sich ja im Juni doch um eine Sommeridylle handeln. Eine große Herde von Bisons mit kleinen Kälbern zieht dem Ufer entlang. (Fotos oben) Die saftig grünen Wiesen sind quasi über Nacht verschwunden, auf der Suche nach Nahrung kam die Herde hierher. Das warme Wasser taut den Schnee am Ufer, die Herde kann zumindest hier noch ein Stückchen von grünem Gras vorfinden. Wenn man ein kleines Bisonenkalb anschaut, hat man überhaupt nicht den Eindruck, dass es sich um einen Bison handelt, sein Fell ist hellrötlich und auch vom Aussehen her ähneln diese lieblichen Tierchen ihren Eltern nicht mal annährend. Im Laufe des Reifeprozesses macht also dieses kleine Tier eine gewaltige Umwandlung seines Erscheinungsbildes bis es diese furchterregende Ausmaße und Aussehen erlangt. Plötzlich hupft einer der Bisone in die Fluten des warmdämpfenden Flusses und ganze Herde folgt ihm langsam nacheinander, das Wasser ist hier ziemlich seicht. Wir schauen mit angehaltenem Atem zu, es ist eine Szene, die man sonst nur aus Fernsehen kennt und dies so hautnah zu erleben, ist für uns sehr beeindruckend.

Yellowstone National Park, Photo Nr.: y095 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y136 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y133

Dann steuern wir den Grand Canyon of the Yellowstone an. Die Straße führt über die winterlich verschneite Landschaft, alles zuckerweiß bedeckt, nur hier und da steigen die Dämpfe von heißen Pools oder von dem Fluß zum Himmel. Auf einer Brücke halten wir spontan an, um dieses Wintermärchen zur Erinnerung festzuhalten. Am Grand Canyon kommen wir ebenfalls nicht aus dem Staunen. Eine kleine Raubkopie des Grand Canyons in Arizona, nur eben im Kleinformat. Jetzt in der Winteraufmachung gestaltet sich Grand Canyon vielleicht noch bezaubernder. (Foto links oben) In einer schmalen Schlucht strömt der reißende Fluß, der hier natürlich auch mit der für Yellowstone typischen Türkis-Farbe zart angehaucht ist. Ganz im Hintergrund stürzt sich der große tosende Wasserfall ohrenbetäubend laut in die Tiefe.

Yellowstone National Park, Castle Geyser, Photo Nr.: y048 Yellowstone National Park, Castle Geyser, Photo Nr.: y049 Yellowstone National Park, Castle Geyser, Photo Nr.: y151

Wir fahren weiter, denn wir haben noch einiges vor: den ganzen Yellowstone Nationalpark zu erkunden nimmt viel Zeit in Anspruch und wir wollen so wenig wie möglich davon versäumen. Wir starten unsere Wanderung bei Visitor center bei Old Faithfull Geysir, nachdem wir nach dem in Visitor Center aufgehängten Plan die Eruptionszeiten einzelner Geysire sorgfältig notiert und danach eine Route erstellt haben. Hier richtet sich der Mensch nach der Natur. Unser erstes Ziel ist der nahegelegene Castle Geysir. (3 Fotos oben) Seine Fontäne befördert die Wassermassen mit ungeheuer großer Wucht dem Himmel entgegen, als wir eintreffen. Ein äußerst faszinierendes Schauspiel. Der weiße „Castle“ sieht wie ein kleiner wasserspuckender Burg. Der ganze Pool rund um Castle Geysir ist von den lebenden Bakterien intensiv orange-rot gefärbt. Wir könnten hier unendlich lang stehen, um es zu bewundern. Doch dem Gesetz der Natur nach, ist der Schauspiel nach etwa einer halber Stunde zu Ende. Doch ist es kein Grund, enttäuscht zu sein, auf unserem Plan stehen unzählige weitere Geysire und wir müssen uns tatsächlich beeilen, um die Eruption des nächsten Geysirs nicht zu versäumen. Als wir eintreffen, sehen wir ganze Volksansammlung stillschweigend auf den Sitzbänken sitzend, die ein weißes Loch in der Erde, dem einige Dampfwolken entweichen, spannend beobachtet. Das ist also Grand Geysir. Auf den ersten Blick ist erkenntlich: unter der Erde tut sich was. Ein kleiner Spritzer, ein zweiter, dann eine Weile nichts, aber danach präsentiert sich der Grand Geysir seinem Namen gerecht in voller Pracht. Die Auslöser der Kameras klicken im Eiltempo, um ja nichts zu versäumen, man weiß doch nicht, wann der Schauspiel zu Ende ist.

Yellowstone National Park, Riverside Geyser, Photo Nr.: y016 Yellowstone National Park, Riverside Geyser, Photo Nr.: y018 Yellowstone National Park, Riverside Geyser, Photo Nr.: y150

Dann schnell weiter, um uns bei der Eruption des nächsten Geysirs rechtzeitig einzufinden. Die Sitzbänke füllen sich allmählich, Kinder haben es sich am Rand der Wiese bequem gemacht. Der Riverside Geysir (3Fotos oben) lässt aber auf sich gebührend lang warten. Macht nichts, das Wetter ist traumhaft schön und man möchte diese Idylle so lange wie möglich genießen. Strahlend blauer Himmel mit einigen weißen vorbeiziehenden Wölkchen, die sich langsam in der Luft auflösen und die dieses berühmte Tüpfelchen am „i“ ausmachen, was die malerischen Fotokulissen anbelangt. Und dann plötzlich, als man das am wenigsten erwartet, schießt die Fontäne des Riverside Geysirs in schönem Bogen in die Luft. Es bildet sich unverzüglich ein Regenbogen, was die Zuschauer noch mehr staunen lässt. Ein beeindruckendes Naturschauspiel! Aus der zweiten Öffnung entweicht den Dampf, was ein wenig auf einen Dampfkessel erinnert. Die Naturkräfte brauchen einfach freie Bahn, um sich entfalten zu können. In welcher Richtung auch immer.

Yellowstone National Park, Morning Glory Pool, Photo Nr.: y025 Yellowstone National Park, Morning Glory Pool, Photo Nr.: y039 Yellowstone National Park, Morning Glory Pool, Photo Nr.: y139

Als nächstes erwartet uns der Morning Glory Pool, das meistfotografierte Motiv und eigentlich das Markenzeichen von Yellowstone. Sein kristallklares türkisfarbenes Wasser geht in der Mitte in eine unglaubliche Tiefe, man sieht nur das tiefe Loch, aus dem das Wasser sprudelt. Der ganze Pool ist umrahmt von einem dicken Ring in kräftigem gelb mit einem dünnen weißen Rand. Dafür ist der im Wasser enthaltene Schwefel verantwort- lich. Daher der Name „Morning Glory“, da der Pool dank seinen Farben eine gewisse Ähnlichkeit mit dieser niedlichen Blume aufweist. Der Ranger erklärt uns, dass es schon mal vorkommt, dass ein unvorsichtiger Elch oder Bison mal in den Pool rutscht und dort buchstäblich kocht. Dann freuen sich die Bären über eine gekochte Mahlzeit, als sie ihn später vorsichtig aus dem Pool fischen, um ja nicht selber ins kochende Wasser hineinzufallen und sich hungrig auf sein fein gekochtes Fleisch stürzen. Es klingt ja ziemlich brutal, doch in der Natur heißt die Devise. „Überleben ist alles“.

Yellowstone National Park, Photo Nr.: y019 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y021 Yellowstone National Park, Firehole River, Photo Nr.: y058
Yellowstone National Park, Mammoth Hot Spring, Photo Nr.: y125 Yellowstone National Park, Mammoth Hot Spring, Photo Nr.: y127 Yellowstone National Park, Mammoth Hot Spring, Photo Nr.: y149

Unsere Wanderung beenden wir bei dem alten bekannten „Old Faithfull“ Geysir(Foto links oben, erste Reihe) der als mit Abstand der regelmäßigste der Geysire in Yellowstone bezeichnet wird. Nur diesmal… lässt er sich wirklich Zeit. Die amphitheatherartig geordnete Sitzbänke sind schon längst voll und jeder richtet ungeduldig sein Blick auf den Loch, aus dem des Wasser in den nächsten Augenblicken mit voller Wucht spritzen soll. Doch nichts geschieht. Kann man denn der Natur was vorschreiben? Nach einer Weile ist es so weit und der Old Faithfull beeindruckt die hier versammelten Scharen mit seiner zum Himmel empor schießender Fontäne in der Begleitung der unzähligen Kameraklicke. Geschafft. Jetzt ist an der Zeit, ein gutes Fenster-Plätzchen im Restaurant zu erwischen, denn die Massen haben natürlich dasselbe vor, wie wir, nämlich genüsslich speisen. Da sich das Restaurant gleich neben dem Old Faithfull befindet, liegt das auf der Hand. Wir ordern uns eine leckere Chicken Barbeque Platte (hier einfach nur abgekürzt Chicken-BBQ genannt). Der Kellner schaut mich ordentlich verwundert an, als er feststellt, dass für mich Englisch eine Fremdsprache ist und will wissen, welche Sprache ich denn spreche. Ich frage „What do you mean?“ Er schätzt mich gleich als „spanisch“ ein und ich will ihn in dem Glauben lassen und sage „really“ und bestätige, dass ich aus Südamerika komme, was er mir auch ohne weiteres abnimmt. Auf seine Frage, aus welchem Land ich komme, fällt mir spontan „Venezuela“ ein. Das klingt ganz passabel. meinem Glück fängt er nicht mit spanisch, es würde dann mit meinen Spanisch-Kenntnissen ziemlich blaß ausschauen. Mein Mann lacht sich dann darüber fast tot. Aber ein bisschen Spaß muß sein. Zur kulinarischen Krönung von unserem Lunch gibt es das Wunderbarste, was ich an Desserts überhaupt entdeckt habe, den Boston Cream Cake. Als ich das bestelle, ahne ich das natürlich noch nicht. Aber schon nach den ersten Bissen wissen wir, etwas Besonderes entdeckt zu haben. An dem Kuchen können wir uns einfach nicht satt essen. Es schmeckt himmlisch! Einfach das Feinste von Feinstem. Natürlich folgt von dem Dessert gleich noch ein Nachschlag. Nach dem Essen ruhen wir uns auf der Terrasse des Restaurants aus, schließlich steht noch ein halber Tag und eine lange Strecke vor uns. Gestärkt und ausgeruht starten wir dann weiter zum Mammoth Hot Springs, einer terrassenförmigen Landschaft, die an die bekannte „Pamukale“ in der Türkei erinnert. Als wir vor ein paar Jahren hier waren, (fotos oben) war Mamoth Hot Springs viel schöner, das Wasser sprudelte den Berg hinunter über die Terrassen in tiefem orange und weiß. Ich kann mich erinnern, ich war so begeistert von dem Anblick. Jetzt war die Landschaft ziemlich trocken, es floß nur noch wenig Wasser, das satte Orange ist dem hellen gelb gewichen und die meisten der Terrassen waren vollkommen ausgetrocknet. Schade eigentlich, doch auch die Natur unterliegt den Veränderungen. Am späten Nachmittag machen wir noch einen Abstecher zu Grand Prismatic Spring, mit einem großen, in Dampf verhüllten Pool, der eher an einen Mondkrater erinnert.

Yellowstone National Park, Photo Nr.: y040 Yellowstone National Park, Grand Prismatic Spring, Photo Nr.: y026 Yellowstone National Park, Grand Prismatic Spring, Photo Nr.: y075
Yellowstone National Park, Grand Prismatic Spring, Photo Nr.: y010 Yellowstone National Park, Grand Prismatic Spring, Photo Nr.: y001 Yellowstone National Park, Grand Prismatic Spring, Photo Nr.: y007

Am nächsten Tag in aller Früh, d.h. in der besten Zeit, um die Fotoaufnahmen im ersten Morgenlicht bei der aufgehenden Sonne zu machen, finden wir uns dort ein, wo wir gestern aufgehört haben, nämlich bei Grand Prismatic Spring. (6 Fotos oben) Ich glaube hier passt einfach alles, Grand Prismatic Spring bietet einfach einwandfreie Fotokulisse. In der glänzenden, ein wenig kaskadenartigen Wasseroberfläche des Pools spiegelt sich glutrot die aufgehende Sonne, eingeschlossen von ein Paar Wölkchen, die hier versuchen, diese einmalige Vorstellung zu trüben. Es gelingt ihnen jedoch nicht und wir klicken beinahe atemlos, um diesen zauberhaften Augenblick festzuhalten. Dann geht´s weiter zu Grand Teton (2 Fotos unten), einem kleineren National Park südlich von Yellowstone. Die Anfahrt gestaltet sich geradezu malerisch, da etliche Blumen gerade in Blüte stehen. So präsentiert sich vor uns eine Landschaft wie aus der Postkarte entsprungen, vorne mit Blumenarrangement, im Hintergrund mit zackigen Spitzen der Teton-Gipfel. Wir starten gleich zu einer Wanderung zum Grandview Point, das weit oberhalb liegt. Die Steigung ist enorm groß und entsprechend kraftraubend. Ich glaube schon, wir kommen dort nie an. Dann lichtet sich plötzlich der Wald und wir stehen auf einer Wiese, dicht mit hohen gelben Blumen übersät und unter uns erstreckt sich die ganze Landschaft des Grand Tetons wie auf der Handfläche. Als wir zurückfahren, präsentieren sich an einer Wiese einige stattliche Elchen-Exemplare. (Fotos unten) Auf der Straße geht noch kaum etwas weiter, alle haben einfach ihre Autos am Straßenrand abgestellt, sind aus den Autos ausgestiegen und beobachten mit angehaltenem Atem die Objekte der Begierde. Die zeigen sich von dem ganzen Aufsehen natürlich absolut unbeeindruckt und verspeisen locker weiter das saftig grüne Zeug von der Wiese. Eigentlich eine angenehme Reiseunterbrechung. Höchstwahrscheinlich animiert von dem zügellosen Appetit der Vierbeiner, ziehen mache Zweibeiner Lunchpakete aus dem Auto und lassen es sich bei dem Anblick auch noch schmecken. So kauen alle rundherum und haben auch noch sichtlich Spaß dabei. Nach guter dreiviertel Stunde ist der Lunch mit der Ankunft eines Parkrangers offiziell beendet. Die Moose, wie hier die Elche heißen, verabschieden sich mit lautem Röhren, oder wie auch sonst die Geräusche zu nennen sind, keine Ahnung, und jeder zieht weiter seinen Weg.

Grand Teton National Park, Photo Nr.: y108 Grand Teton National Park, Photo Nr.: y109 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y103
Yellowstone National Park, Moose, Photo Nr.: y015 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y085 Yellowstone National Park, Photo Nr.: y082

Zurück im Yellowstone machen wir noch einen Abstecher zum West Thumb Basin.(7 Fotos unten) Es war geradezu eine sensationelle Idee hierher zu kommen, den West Thumb ist eine der beeindruckendsten Gegenden von ganz Yellowstone. Mit seinen unzähligen kleinen Pools, die eigentlich fast miteinander Verbunden sind und quasi einen großen Pool bilden, gefüllt mit türkisgrünem Wasser, mit orangefarbenem Rand, hier und da mit entweichenden Dampfwölkchen und das ganze platziert in einer grünen Wiese voll mit dicht beieinander wachsenden gelben Löwenzähne. Darüber ein leuchtend blauer Himmel mit unzähligen kleinen weißen Schafswölkchen. Und im Hintergrund das tiefe Blau des Yellowstone Lakes. Bunter geht es wahrscheinlich gar nicht mehr. Die Natur erweist sich wieder einmal unübertrefflich an ihrer künstlerischen Gestaltung. Man sagt, dass der Fotograf, ein Künstler ist. In gewisser Weise ja, aber der Fotograf hält nur bestimmte Momente und Stimmungen fest, in denen sich die Natur präsentiert. Also wer ist hier der eigentliche Künstler? Egal was der Mensch fotografiert oder malt, alles ist nur ein Abbild, ja eine Kopie von dem, was bereits besteht. Und bei weitem nicht so großartig wie der Original! Also, so einfach ist das mit der Kunst. Die Menschen, die gut kopieren können (auf welche Art und Weise auch immer), werden als Künstler bezeichnet. Wir entdecken dann gleich neben dem tiefblauen Yellowstone Lake noch ein Pool, der an Morning Glory erinnert, ist jedoch viel größer und das Wasser ist tiefgrün, umrandet mit einem gelben Ring, der etwas schmaler ist als der von „Morning glory,“ ebenfalls mit dünnem weißen Rand und zusätzlich noch mit einem orangenfarbenem…Schwefel und Bakterien haben hier ihre Kunst vollbracht. Doch das ist noch bei weitem nicht alles, was sich hier an Naturwunder findet. Alle paar Hundert Meter bietet sich eine andere Kulisse, plötzlich treffen wir auf eine mit heißem Wasser dünn benetzte Fläche, ganz in verschiedenen Orange-Schattierungen, von tiefem Orange angefangend bis hin zu zartem Lachsorange und dazwischen verlaufende weiße Streifen. Es erinnert uns stark an eine Marslandschaft. Man hat das Gefühl, plötzlich springen hier welche Marsmännchen aus dem Pool! (ob die grün wären?) Dazu der starke Kontrast von tiefblauem Himmel mit unzähligen weißen vorbeiziehenden Wölkchen.

Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y137 Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y138 Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y027
Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y004 Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y006 Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y140
Yellowstone National Park, West Thumb Basin, Yellowstone Lake, Photo Nr.: y002 Yellowstone National Park, Black Sand Basin, Photo Nr.: y005 Yellowstone National Park, Nez Perce Creek, Photo Nr.: y012

Als wir dann später an Old Faithfull vorbeifahren, machen wir einen Abstecher zum General Store, um uns etwas zu stärken. Wir kaufen uns eine Peperoni Pizza und anschließend strecke ich mich auf der Holzbank vor dem General Store und lasse mir die Sonne einfach so auf den Bauch prallen. Ein wenig Siesta tut den müden Knochen gut. Ich will gar nicht nachzählen, wie viele Stunden wir schon unterwegs sind. Auf jeden Fall sind wir aber aufgestanden, noch bevor die Sonne aufging. Wir machen noch einen kurzen Spaziergang über die Geysir-Landschaft und bewundern noch den Doublet-Pool und den Beauty-Pool, (Fotos unten) der dem „Morning Glory“ ähnlich sieht. Die Landschaft von Yellowstone gehört mit Sicherheit zu außergewöhnlichsten und atemberaubendsten Landschaften dieser Erde, kreirt von vulkanischen Naturkräften, chemischen Elementen und Bakterien. Irgendwie sind wir von der Pizza noch nicht satt, so begeben wir uns zum Restaurant bei Old Faithfull und essen was ordentliches, d.h. Turkey mit mashed potatoes und vegetables. Und natürlich (das eigentliche Grund, wieso wir hierher gekommen sind), unsere Traum-Nachspeise, den Boston Creme Cake. Dann ist es auf der Zeit, langsam „nach Hause“ zu unserem Hotel zu fahren, was wir auch unverzüglich tun. Auf dem Weg beobachten wir noch einige Fischer, die in einem Fluß fischen und mich wundert es, dass es hier in diesem heißen Wasser tatsächlich noch lebende Fische gibt.

Yellowstone National Park, Beauty Pool, Photo Nr.: y141 Yellowstone National Park, Doublet Pool, Photo Nr.: y031 Yellowstone National Park, Doublet Pool, Photo Nr.: y032
Yellowstone National Park, Photo Nr.: y120 Yellowstone National Park, Firehole River, Photo Nr.: y122 Yellowstone National Park, Firehole River, Photo Nr.: y131
Yellowstone National Park, Photo Nr.: y059 Yellowstone National Park, Grizzly Bear, Photo Nr.: y060 Yellowstone National Park, Grizzly Bear, Photo Nr.: y064

Am nächsten Tag machen wir eine Begegnung gefährlicher Art. Im Visitor center haben wir die Meldungen von Parkbesuchern gelesen, wo die Bären beobachtet wurden. Also schlagen wir die Richtung nach Hayden Valley ein. Und tatsächlich, nach nicht allzu langer Zeit treffen wir nördlich von Mud Volcano an einen Grizzly-Bär! (Fotos oben) Jetzt beginnt die Action. Mein Mann will sich das natürlich für nichts auf der Welt entgehen lassen, den lebenden Grizzly zu knipsen und so nähert er sich vorsichtig dem braunen massiven Tier, das ziemlich friedlich en einer Wiese herumspaziert. Doch ist es zu gefährlich einem Grizzly so nahe zu kommen. Die Entfernung beträgt etwa 60 Meter, doch ist es keinesfalls keine ausreichender Sicherheitsabstand! Am Straßenrand versammeln sich wieder Touristen und ich muß mir ihre Kommentare anhören, die etwa so lauten: „Der wird bestimmt von dem Grizzly gefressen“. Mir läuft ein Frost den Rücken herunter. Denn der Bär hält plötzlich an und mustert meinen Mann sorgfältig. Plötzlich herrscht rundherum nur Stille, jeder wartet mit angehaltenem Atem, wie die Sache ausgeht. Sollte der Grizzly plötzlich zu ihm laufen, hätte er wahrscheinlich wenig Chancen zu entkommen. Denn Grizzlys sind blitzschnell wenn sie angreifen. Plötzlich taucht ein Ranger auf und voll in Panik schreit er laut zu meinem Mann: „Are you kiddin?“ (was übersetzt heißt: bist du verrückt?), und dass er sofort weglaufen soll, weil es gefährlich ist. Plötzlich dreht sich der Grizzly, wahrscheinlich nicht sehr angetan von dem schreienden Ranger um und verschwindet langsam im Wald. Gut so. Alle Zuschauer (mich eingeschlossen) atmen kurz auf. Doch jetzt beginnt die Verfolgung einer anderen Art. Der Ranger läuft ganz rot angelaufen vor Aufregung zu meinem Mann und der läuft instinktiv vor ihm weg. In dem Fall war mein Mann schneller, wir springen schnell ins Auto und so gelingt es uns im letzten Moment, dem wütenden Ranger zu entkommen. Die Sache konnte aber auch schlecht ausgehen und deswegen empfiehlt sich dieses Verhalten nicht nachzuahmen, denn kein Foto auf der Welt ist ein Menschenleben wert. Es ist doch ein Unterschied, die Rehe oder Elche von der Nähe zu fotografieren, aber ein Bär ist weitaus gefährliches und unberechenbares Tier. Es stellt sich dann heraus, dass im Gebüsch oben bei dem Bär noch zwei Fotografen versteckt waren und nachdem der Ranger weggelaufen ist, sind die schnell aus ihrem Versteck rausgekommen und haben die Gegend ziemlich schnell verlassen. Die Wellt wimmelt nur von verrückten Fotografen!

Yellowstone National Park, Brown Bears, Photo Nr.: y013 Yellowstone National Park, Brown Bears, Photo Nr.: y062 Yellowstone National Park, Brown Bears, Photo Nr.: y063
Yellowstone National Park, Wolfs, Photo Nr.: y029 Yellowstone National Park, Wolf, Photo Nr.: y081 Yellowstone National Park, Brown Bears, Photo Nr.: y061

Nach diesen turbulenten Erlebnissen sehnen wir uns nach etwas Ruhe und so fahren wir zurück nach West Yellowstone, wo wir wohnen. In einem China-Restaurant gönnen wir uns ein gutes Mittagessen, als plötzlich zwei Ranger hineinkommen. Zum Glück stehlt sich heraus, nur zum Mittagessen, denn hier wird exzellent gekocht, da wir uns aber gar nicht sicher sind, ob der eine oder der andere dieser Ranger ist, der uns verfolgt hat, bücken wir uns und machen uns irgendwie kleiner und unauffälliger. Nach dem Essen sind wir dann so fertig, dass wir nur noch ins Motel fahren, um einen Mittagsschläfchen zu machen. Den haben wir jetzt dringend nötig. Am Nachmittag besuchen wir den „Grizzly Discovery Center“ ganz in der Nähe unseres Hotels. Jetzt kann mein Mann ohne schlechtes Gewissen gleich ein Grizzly-Fotorausch erleben und eine wilde Knipserei veranstalten, ohne daß es gefährlich wird, oder gar sein Leben aufs Spiel gesetzt wird, denn die Grizzlys sind hinter dem Zaun sicher abgesperrt. So konnten wir live ohne Angst und Schrecken eine richtige Grizzly-Schlacht beobachten, die uns aber auch vor Augen deutlich geführt hat, wie gefährlich diese Tiere tatsächlich sind. Mit ungeheuter Wucht und lautem Brüllen gehen die auf sich los, die Mäule weit aufgerissen, so daß die großen scharfen Zähne hervorblitzen. Mit großen Krallen verpassen sie sich dann Ohrfeigen und uns ist klar, wenn da ein Mensch wäre und kein Grizzly gegen Grizzly, wäre er nicht mehr am leben. Das war jetzt eine gute Lektüre in Puncto Sicherheit und anschaulicher konnte man die Gefährlichkeit der Grizzlys wirklich nicht präsentieren. Ich glaube, wenn mein Mann diese Szenen zuvor gesehen hätte, wäre er dem Grizzly nicht so nahe gekommen. (Obwohl hier mit „nahe“ gut 60 Meter gemeint sind, es ist keinesfalls ein ausreichender Abstand von einem Grizzly-Bär!) Nach der Kampf-Vorstellung, die kein bisschen gespielt war, wollen wir noch Wölfe beobachten. Doch die liegen am Boden zerstreut herum wie tot, wahrscheinlich schlafen sie. Doch plötzlich hebt sich ein Wolf auf und fängt auf, zu heulen, daraufhin heben sich alle anderen wie auf Kommando und jetzt fängt ein ganzes Rudel zu heulen. Ein richtiges Wolfs-Konzert wird hier veranstaltet. So etwas habe ich auch noch nie gesehen. Nach einer Weile (wahrscheinlich haben sich jetzt alle von der Seele ausgeheult) legt sich der Führer wieder hin und alle anderen machen es ihm nach und das ganze Rudel schläft wieder friedlich ein. Das war wie ein Konzert auf Bestellung.

Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y028 Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y101 Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y102
Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y041 Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y042 Yellowstone National Park, Bisons, Photo Nr.: y043

Nach diesen Erlebnissen ungefährlicher Art fahren wir zum Visitor Center bei Old Faithfull und kaufen wir uns im Restaurant eine große Portion Salat, das wir auf der Terrasse gemütlich konsumieren. Nachher kommt natürlich die leckerste Nachspeise aller Zeiten, der Boston Cream Cake. Und dann trage ich feierlich ins Gästebuch im Visitor Center, dass wir heute einem Grizzly begegnet sind. Und mache den Vermerk: „Please stay away!“ (Bitte fernbleiben!) Auf der Rückfahrt zum Hotel kommen uns zwei kämpfende Bisons vor die Linse. Jetzt in der Dämmerung hat die Wild Hochsaison, man trifft um die Zeit viele Tiere auf. Doch diesmal nähern wir uns den Bisons nicht. Aus gebührender Entfernung knipsen wir ein Foto von dem Kampf und sind froh, dass wir im Auto sitzen.